Interpretation eines Textausschnitts (S.218)
In dem Jugendroman „Winterbucht“ von Mats Wahl aus dem Jahr 1995 geht es um die Freundschaft zweier Jungen, die sich aber, durch Probleme wie der ersten großen Liebe oder ausländerfeindlichen Gruppen, immer weiter voneinander entfernen.
Im folgenden Text wird ein Auszug des Romans interpretiert, in dem John-John, die Haupt-person, sich an ein Ereignis aus seiner Kindheit erinnert.
In dem Textausschnitt (S. 218) geht es um das Gefühl des Vermissens und dessen Bedeutung. John-John schreibt über eine Situation in seiner Kindheit, in der er sich vor einem Gewitter fürchtet und seine Mutter vermisst, die mit seinem Stiefvater ins Kino gegangen ist. Daraufhin versteckt er sich in einem Schrank, in dem er auch einschläft. Als seine Mutter später nach ihm sucht, findet sie ihn im Schrank und sagt ihm, dass sie sich sehr große Sorgen gemacht hat, als sie ihn nicht finden konnte.
Im Bezug auf des Roman heißt das, dass John-John eine Person seht vermisst und das mit dieser Textstelle zum Ausdruck bringen will. Diese Person ist zum einen seine Freundin Elisabeth und zum anderen sein bester Freund Fighter und sein leiblicher Vater Bill Buford.
Dieser Auszug ist aus John-Johns Sicht geschrieben, wodurch man mehr über seine Gefühle erfährt und merkt, wie sehr er seine Bezugsperson vermisst.
John-Johns Verhalten in dieser Situation ist ziemlich „ängstlich…weinerlich“ (vgl. S.218, Z.7, 14) aber es ist verständlich, da er erst neun Jahre alt und alleine zu Hause ist.
Man erkennt, dass John-John bereits in seiner Kindheit seinem Stiefvater vorgeworfen hatte seine Mutter zu sehr zu beanspruchen und sich nicht um ihn zu kümmern. Seine charakter-liche Entwicklung ist insofern fortgeschritten, dass er jetzt keine Angst mehr hat und sich entschieden gegen seinen Stiefvater stellt und er versucht seine Mutter davon zu überzeugen ihn aus dem Haus zu werfen. Wie ernst es ihm damit ist, merkt man an der Aussage: „Er kann hier nicht wohnen!“ (vgl. S.239, Z.31).
Der Sprachstil des gesamten Romans ist sachlich und informativ, ohne ausschweifende Erzäh-lungen, gehalten. In diesem Ausschnitt ist es ebenfalls so, nur das er an zwei Stellen fragt: „Brüder & Schwestern, was heißt es, jemanden zu vermissen?“ (vgl. S.218, Z.1). Diese Frage wirkt nachdenklich, da er sich anscheinend ernsthafte Gedanken über das Gefühl des Vermis-sens macht.
Im Bezug auf die Gesamthandlung stellt dieser Auszug einige der wenigen Gelegenheiten dar, John-Johns innerste Gefühle zu betrachten und herauszufinden, was er wirklich fühlt.
Daraus kann man schließen, dass John-John, seit seiner frühesten Kindheit, gelernt hat seine Gefühle gegenüber seinem Stiefvater zu verstecken und ihm nicht zu zeigen, wie sehr er seine Mutter vermisst, da sie nur noch mit seinem Stiefvater etwas unternimmt.
Ein solches Verhalten gegenüber seinem Stiefvater ist typisch für John-John, da er ihm nicht vertraut und sich ihm auch nie öffnet. Seinen Freunden und seiner Mutter gegenüber ist er jedoch viel offener und er offenbart ihnen auch viele seiner Gefühle.